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Vermessung der Freien und Hansestadt Hamburg

Die vierbändige Vermessung der Freien und Hansestadt Hamburg des DVW-Ehrenmitglieds Heinrich August Ludwig Stück von 1885 bis 1888 ist mit wenigen Exemplaren vor allem vor Ort in Hamburger Bibliotheken erhalten und zudem bei der TIB Hannover digital verfügbar.

Die Bände in der ehemaligen DVW-Bibliothek zeichnen sich durch ihre besondere Provenienz aus. Die Besitzvermerke S. H. Gurlitt verweisen auf den Obervermessungsrat und Leiter des Hamburger staatlichen Vermessungswesens Siegfried Hermann Gurlitt, geb. 1. März 1871 in Hamburg, vgl. die Angaben beim Staatsarchiv Hamburg. Ausführlich erwähnt wird Gurlitt im Sonderheft des Hamburger Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung (LGV) von 2010 zur Geschichte der Hamburger Triangulation. Auf S. 36 dieser Publikation findet sich Gurlitt auch unter den Beschäftigten des Hamburger Vermessungsbureaus im Jahr 1900 als Nr. 16 (2. Reihe, 4. v.r.) abgebildet.

Dass die Bücher aus seinem Besitz in die DVW-Bibliothek gelangten, dürfte damit zusammenhängen, dass Gurlitt bis 1932 Vorsitzender des Landesvereins Hamburg des DVW und als solcher zugleich Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des DVW war (ZfV 1932, S. 143 u. 543). Nunmehr gehen die Bücher in den Bestand der Bibliothek des Förderkreises vermessungstechnisches Museum e.V. in Dortmund über. In der DVW-Bibliothek vorhandene Dubletten der Bände 1 bis 3 wurden der Bibliothek des Vereins für Hamburgische Geschichte übergeben.

Prof. Hermann Degner verschenkt ein Bibliotheksbuch aus der Preuß. Landesaufnahme (1)

Ein unscheinbares und (mit offenbar nur noch einem weiteren Exemplar in Hamburg) zudem rares Bändchen von 1918 mit dem Titel Vollständige Tafeln zur gegenseitigen Verwandlung der Sechszehntel (0-5760) in Grade (0°-360°), Teilstriche (0-6400) in Grade (0°-360°), Sechszehntel (0-5760) in Teilstriche (0-6400)  – für den Dienstgebrauch herausgegeben von der Königl. Preußischen Landesaufnahme hat eine gleich doppelt interessante Provenienz.

Zum einen ist das der seltene Büchereistempel der preußischen Landesaufnahme, zum anderen der Umstand, dass es laut Besitzvermerk des ehemaligen DVW-Vorsitzenden Egbert Harbert (1882 –1968) ein Geschenk von Prof. Degner war. Jener Prof. Dr. Hermann Johann Wilhelm Degner (GND) war genau zu jener Zeit, als das Heft erschien, Leiter der Wissenschaftlichen Rechenstelle der Preußischen Landesaufnahme. Degner hat sozusagen sein eigenes Werk aus der Bibliothek seines Dienstherrn entliehen und verschenkt.

Da Hermann Degner einen überaus interessanten Lebensweg aufzuweisen hat, aber weder ein Wikipedia-Eintrag noch sonstige besondere biografische Erwähnungen davon zeugen, soll er hier mit seinem Lebenslauf aus der Dissertation von 1911 selbst zu Wort kommen:

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Die DVW-Bibliothek in Edmund Braunes Aufzeichnungen

Edmund BrauneIn den Erinnerungen des früheren Chefs der Berliner Vermessungsverwaltung Edmund Braune (1886 –1966), über die hier: www.vermessungsgeschichte.de/detail/im-spannungsfeld-zwischen-ost-und-west-1945-bis-1952 zu lesen ist, heißt es im umfangreichen Eintrag vom 10. September 1947 zur DVW-Bibliothek:

Die Entwicklung der wissenschaftlichen Vereine ist durch den Ausgang des zweiten Weltkrieges jäh unterbrochen worden. Von den Militärverwaltungen wurde jede Vereinsbildung und Tätigkeit der bestehenden Vereine verboten. Unter dieses Verbot fällt auch der DVW, dessen Geschäftsstelle wie durch ein Wunder erhalten geblieben ist. Aber der Verein war führerlos. Nur eine langjährige Angestellte verwaltete die Geschäftsstelle und schützte sie vor fremden Zugriff. Einige Mitglieder bemühten sich um die Aufrechterhaltung und Sichtung des Inventars. Der Magistrat hat dann in Wahrung seiner Aufsichtspflicht über die Vereine einen Notvorstand eingesetzt. Aber wegen des bisherigen Verbotes konnte keine Vereinstätigkeit aufgenommen werden. Von der Bücherei sind leider erhebliche Teile verloren gegangen; die geretteten, aber wertvollen Bestände befinden sich im Institut für Vermessungskunde. … Als Notvorstand hat Dr. Klempau keine Bedenken, die Geschäftsstelle, das Inventar und die Bücherei der Verwaltung eines neu gegründeten Einzelvereins zu übergeben mit der Weisung, dass die Verwendung zu Gunsten aller Vereine zu erfolgen hat.

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Supralibros des Deutschen Geometer-Vereins

 Siegelmarke/Supralibros des Deutschen Geometer-VereinsEine Besonderheit im frühen Bestand der ehemaligen DVW-Bibliothek stellen Bucheinbände mit auf dem Vorderdeckel als Supralibros augeklebter Siegelmarke des Deutschen Geometer-Vereins dar. Eines dieser so verzierten Bücher zeugt unmittelbar von den Anfängen der Bibliothek. Es handelt sich um das fünfte Heft der Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Carlsruhe von 1871. Auf dem Vorsatz des Buchs ist zu lesen: Bibliothek des Deutschen Geometervereins / Tausch gegen 1 Exempl. der Zeitschr. für Vermessungsw. 1872. Und mit Bleistift darunter die Alt-Signatur: M. No: 5.

Blättert man weiter in diesem Buch, erfährt man auf Seite XIV, dass Professor Wilhelm Jordan Mitglied des Karlsruher Naturwissenschaftlichen Vereins war. Daher und weil er 1873 gerade die Herausgabe der Zeitschrift für Vermessungswesen von Carl Spielberger übernommen hatte, ist Jordan als Initiator dieses Schriftentauschs anzunehmen. Das genannte Tauschobjekt war im Übrigen der erste Jahrgang der ZfV, die ab 1872 erschien. Der Karlsruher Verein bezog das Organ des Deutschen Geometer-Vereins vom 1. Jahrgang an, wie in Heft 7 seiner Verhandlungen von 1876 nachzulesen ist.

Abgabe an Unibibliothek Leipzig

An der Universitätsbibliothek Leipzig gibt es im Bereich Bestandsentwicklung und Metadaten eine AG Monographien/Geschenkerwerbung: www.ub.uni-leipzig.de/ueber-uns/ansprechpartner/schenkungen/, siehe auch: blog.ub.uni-leipzig.de/geschenke-geschenke-und-kein-ende/. Aufgrund von Platzproblemen werden allerding nur Schenkungen von historischen Beständen vor dem Erscheinungsjahr 1850, bibliophile Ausgaben oder Ausgaben besonderer Provenienz angenommen. 40 Titel, die diesem Schema entsprechen, wurden heute an an die Bibliothek abgegeben, darunter neun mathematische Werke vor und um 1850 mit den niedrigen Inventarnummern 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11 und dem Besitzstempel „EIGENTUM DES DEUTSCHEN GEOMETER-VEREINS“, z.T. auch mit der Siegelmarke des Vereins (s. hierzu den Beitrag Supralibros des Deutschen Geometer-Vereins).

Max Friedersdorff: Prüfung der Grundsteuer-Gemarkungskarten

Das im vorigen Blogbeitrag zur Bibliothek von Otto Böttcher abgebildete Büchlein des Königl. Oberlandmessers Max Friedersdorff über Die Prüfung und Verwertung der Grundsteuer-Gemarkungskarten im Umlegungsverfahren stellt eine besondere Rarität dar. In 1. Auflage von 1901 lässt es sich außer in der ehemaligen DVW-Bibliothek weltweit nirgends sonst nachweisen. Die zweite, im Umfang etwa verdoppelte Auflage von 1903 gibt es immerhin noch ein einziges weiteres Mal in der Staatsbibliothek zu Berlin: https://opac.k10plus.de/DB=2.299/PPNSET?PPN=404652409. Eines der beiden Exemplare der ehemaligen DVW-Bibliothek trägt zudem eine Widmung des Autors.

Obwohl Max Friedersdorff noch weitere Publikationen verfasst hat, ist er so gut wie unbekannt. Als Geburtsdatum lässt sich aber anhand der Nachweisung der Vermessungsbeamten der Preussischen Landwirtschaftlichen Verwaltung von 1905 der 27. Januar 1858 ermitteln. Mit diesen Angaben findet sich schließlich ein Eintrag im Heiratsregister des Standesamts Breslau II (Urk. 138/1888), aus dem hervorgeht, dass Max Alfred Rudolf Janus Friedersdorff am 27. Januar 1858 in Schneidemühl (heute Piła) als Sohn eines Maurermeisters geboren wurde.

Sein Landmesserpatent erhielt Friedersdorff laut Nachweisung der Vermessungsbeamten am 24. Juli 1880. Am 31. August 1881 ist er dann als Landmesser in den Staatsdienst bei der Generalkommission für Schlesien eingetreten. 1891 ist er von Breslau nach Kreuzburg O.S. (heute Kluczbork) versetzt worden (ABl. Liegnitz), 1894 dann wieder zurück nach Breslau (ABl. Oppeln). Zum 1. April 1899 erfolgte die Versetzung vom geodätisch- technischen Bureau der Generalkommission in Breslau zur Spezialkommission Leobschütz (heute Głubczyce), um dort die Oberlandmessergeschäfte wahrzunehmen (ZfV 1899, S. 286). 1908 wurde er dann nach Halle/Saale versetzt (ABl. Oppeln).

Aus der Bücherei von Otto Böttcher

Besitzstempel Bücherei von Otto Böttcher, Frankenberg/EderZuwachs erfuhr die ehemalige DVW-Bibliothek nicht zuletzt auch durch Bücherspenden Einzelner. Eine ganze Anzahl von Büchern trägt den Besitzstempel der (Privat-)Bücherei von Otto Böttcher, Frankenberg/Eder.

Otto Böttcher ist beim D.V.W. kein Unbekannter, obschon dessen Lebensdaten bislang nicht publik sind. Laut Nachweisung der akademisch vorgebildeten Vermessungsbeamten der Preußischen Landwirtschaftlichen Verwaltung (1925) wurde Böttcher am 9. Januar 1875 geboren. Mit diesem Geburtsdatum korrespondiert die Geburtsurkunde 40/1875 des Standesamts Erfurt, die Otto Alfred Böttcher als Sohn des Geometers Johann Karl Oswald Böttcher (1835–1900) und der Valeska Böttcher, geb. Ette ausweist.

Am 16. Mai 1896 erhielt er die Landmesserbestallung, trat daraufhin am 25. Mai 1896 in die landwirtschaftlichen Verwaltung ein und avancierte nach entsprechendener Prüfung am 1. Dezember 1900 zum Regierungslandmesser. 1926 erscheint er als Vermessungsrat im Kulturamt Frankenberg.

In der D.V.W.-Mitgliederversammlung am 5. August 1929 wurde Otto Böttcher zum 1. Januar 1930 als D.V.W.-Geschäftsleiter* gewählt. Zuvor war er seit 1921 schon mehrere Jahre für die Fachgruppe der Preußischen Landwirtschaftlichen Verwaltung einer der Vertreter des Landesvereins Preußen im Geschäftsführenden Ausschuss des D.V.W. Die nunmehrige hauptamtliche Tätigkeit als Geschäftsleiter führte Böttcher aus, bis er infolge eines Schlaganfalls am 1. April 1939 aus dem Amt ausschied.

* Siehe zur Funktion des Geschäftsleiters: Die Satzung des Deutschen Vereins für Vermessungswesen (D.V.V.) von 1919.

Normdaten der ehemaligen DVW-Bibliothek

Die Gemeinsame Normdatei (GND) ist eine Normdatei nicht nur für Personen sondern auch für Körperschaften, Geografika, Sachschlagwörter usw. Sie wird von der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), den deutschsprachigen Bibliotheksverbünden, der Zeitschriftendatenbank (ZDB) und zahlreichen weiteren Institutionen kooperativ geführt.

Sogar die ehemalige DVW-Bibliothek hat auch einen GND-Eintrag: d-nb.info/gnd/2030888-7! Der ist allerdings ein wenig veraltet und verweist noch auf den früheren Bibliotheksstandort Berlin (West).

Verknüpft mit dem Datensatz ist der in der DNB Frankfurt am Main vorhandene Katalog der Bibliothek des Deutschen Vereins für Vermessungswesen von 1971: d-nb.info/740815555, der im Übrigen auch in der Bibliothek des Förderkreises vermessungstechnisches Museum e.V. vorhanden ist (Signatur 01.0-040).

Abriss zur Geschichte der DVW-Bibliothek

Im 1988 veröffentlichten Bibliotheksführer Berliner Bibliotheken – Ingenieurwissenschaften, Technik heißt es zur damals an der TU Berlin ansässigen DVW-Bibliothek:

Die Bibliothek wurde 1873 als Bücherei des Deutschen Geometervereins (D.G.V.) eingerichtet. Bis 1916 in München, später an der Technischen Hochschule in Danzig betreut, ging sie 1921 an das Geodätische Institut der landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und 1927 an das Institut für Vermessungskunde der Technischen Hochschule Berlin; sie blieb jedoch Eigentum des Deutschen Vereins für Vermessungswesen.
Die Bibliothek, die über einen wertvollen, umfangreichen Altbestand verfügt (insbesondere
an Zeitschriften), erlitt durch Verlagerung im Zweiten Weltkrieg kaum Verluste, sie wurden durch den Erwerb verschiedener nachgelassener Fachbibliotheken ergänzt.
Der sehr gute, umfassende Spezialbestand an neuerer und neuester Literatur wird laufend ausgebaut u. a. durch nationalen und internationalen Zeitschriftenaustausch und durch Spenden der Berufskollegen.

Inventarisierung der Bestandsübernahmen mit Zotero

Um den übernommenen Teilbestand der ehemaligen DVW-Bibliothek derart bewerten zu können, dass besonders seltene oder gar einmalige Druckschriften als solche erkannt werden können, kommt man nicht umhin, jeden Einzeltitel in den einschlägigen Verbundkatalogen der wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland (und darüber hinaus) nachzuschlagen. Erste Anlaufstelle ist hier der K10plus-Verbundkatalog: opac.k10plus.de mit Besitznachweisen aus zehn deutschen Bundesländern, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und einer Vielzahl weiterer Einrichtungen. Von hier aus lassen sich die bibliographischen Angaben ohne großen Aufwand mit einem Browser-Plugin in das Literaturverwaltungsprogramm Zotero übernehmen. Die bei dieser Autopsie sukzessive entstehende Inventarliste www.zotero.org/groups/5553415/dvw-bibliothek/item-list dient nun als Nachweis der übernommenen Bestände und zugleich als Grundlage für die Weiterverteilung von Dubletten oder Büchern aus Randgebieten.