Obergeometer Eduard Gehrmann (1825-1910) – Erleuchtung eingeschlossen

Der frühere Obergeometer und spätere Steuerrat Eduard Gehrmann ist in Vermesserkreisen beileibe kein Unbekannter gewesen, steht er doch immerhin in den Annalen des DVW als sein 10. Ehrenmitglied (s. dvw.de/der-dvw/preise-ehrungen). Der Zeitschrift für Vermessungswesen von 1910 ist zudem ein zweieinhalbseitiger Nachruf zu entnehmen (S. 529-531):

Unbekannt war bislang allerdings der Verbleib seiner im vorigen Blogbeitrag als PDF-Digitalisat mit Volltext präsentierten Lebenserinnerungen, die 1903 in zwei Teilen im Selbstverlag erschienen. Die Zeitschrift für Vermessungswesen (1902, S. 272) hatte sie wie folgt angekündigt:

Bekanntgabe.
Zwei in gedrängter Kürze abgefasste Schriften des Steuerrats Gehrmann in Cassel, nämlich
1) Erlebnisse aus meiner 15jährigen Dienstzeit im Geschäftsbezirk einer Generalkommission;
2) Erinnerungen aus meiner Diensttätigkeit in drei Regierungsbezirken bei den Arbeiten zur anderweiten Regelung der Grundsteuer,
je in einem Hefte werden abgegeben in der F. Scheelschen Buchdruckerei, Schlossplatz 4 in Cassel, jedes Heft zum Preis von 65 Pfennig, nach auswärts mit einem Zuschlage von 10 Pfg. für Porto und Bestellgeld.
Der Erlös ist abzüglich der Verkaufsprovision dazu bestimmt, der F. G. Gauss-Stiftung nach § 2 der Satzungen vom 28. Mai 1901 überwiesen zu werden.

In öffentliche bzw. wissenschaftliche Bibliotheken ist das Druckwerk nicht gelangt. Wohl aber hat der Deutsche Geometer-Verein das Druckwerk in seine Vereinsbibliothek aufgenommen. In der nunmehr aufgelösten DVW-Bibliothek hat das Unikat die Zeiten überdauert und konnte nun als Grundlage dienen, den „in gedrängter Kürze“ auf 120 Seiten authentischen Bericht als Digitalisat bereitzustellen:

Um auf die Überschrift mit der Erleuchtung zurückzukommen: Die amüsante Lektüre kann durchaus einige Erleuchtung verschaffen, wie vor 160 Jahren die Grundsteuervermessung in den östlichen preußischen Provinzen ablief und wie die dabei im wesentlichen eingeflossenen älteren Separationskarten entstanden. Gewählt habe ich die Überschrift aber aus einem ganz anderen Grund. Dank Volltextrecherche in digitalisierten Zeitschriftenarchiven findet man ja heutzutage alles mögliche, wenn man beispielsweise nach „Obergeometer Gehrmann“ fahndet. Ein solches Fundstück ist die folgende Annonce aus der Magdeburgischen Zeitung vom 11. Februar 1863. Darin werden zum Eintritt in das Kataster-Rechen-Bureau unter Leitung Gehrmanns brauchbare „Rechengehülfen“ gesucht, die man neben der Bezahlung mit „2/3 bis 3/4 der tarifmäßigen Feldmessergebühren“ damit anlocken wollte, dass „während der Arbeitszeit Local, Heizung und Erleuchtung unentgeltlich gewährt wird.“ 😉

Workflow für schicke & schlanke Buch-PDFs mit Fraktur-Texterkennung

Heute etwas Technisches: zur Abwechslung will ich an dieser Stelle einmal meinen Workflow skizzieren, wie sich Buchscans mit einem Bündel freier Software unter Windows oder Linux effizient in hochaufgelöste und schlanke, durchsuchbare schwarz-weiß PDFs wandeln lassen. Die vorgestellte Vorgehensweise, bei der eine optimierte Bild-PDF am Ende mit dem OCR-Ergebnis überlagert wird, liefert bei gleicher Qualität rund 25% kleinere Ergebnisse als die direkte Erzeugung von OCR-PDFs mit tesseract und anschließender PDF-Optimierung.

1. ScanTailor

Zur Umwandlung der Scans in gerade ausgerichtete und auf den Textinhalt beschnittene (d.h. randlose) Binärbilder der Einzelseiten verwende ich ScanTailor Advanced (Windows-Version 1.0.19: github.com/ScanTailor-Advanced/scantailor-advanced/releases). Anleitungen gibt es zuhauf: wiki.ubuntuusers.de/Scan_Tailor/, wiki.genealogy.net/Scan_Tailor, www.heise.de…). Nota bene:

  • Zur Prüfung, ob beim Arbeitsschritt „Inhalt auswählen“ alle Seitenzahlen oder sonstige Marginalien einbezogen wurden, hilft die Sortiermöglichkeit der Seiten nach aufsteigender Höhe bzw. Breite (rechte Spalte ganz unten).
  • Da die Seitenränder später im PDF definiert werden, reicht es für die jetzt erzeugten TIFFs im Schritt „Ränder“ ein Rand von je 1 mm („Anwenden auf …“ → „Alle Seiten“ nicht vergessen).
  • Um bei nur teilweise gefüllten Seiten die ursprüngliche Anordnung der Textblöcke beizubehalten, sollte man im gleichen Schritt unter „Ausrichtung“ mit der Einstellung „Original“ experimentieren.
2. img2pdf

Im nächsten Arbeitsschritt fasse ich die von Scantailor standardmäßig im Unterverzeichnis \out abgelegten TIFF-Dateien mit dem Kommandozeilentool img2pdf (Windows-Version unter gitlab.mister-muffin.de/josch/img2pdf/releases) in einer PDF zusammen, wobei die TIFFs beim Einbinden unverändert bleiben. Ein A4-PDF mit 1 cm Rand erzeugt man so:

img2pdf -o out.pdf -S A4 -b 1cm *.tif

Für DIN-A5 mit bspw. 6 mm Rand passt man die Parameter wie folgt an, wobei zusätzlich auch weitere Parameter für die PDF-Metadaten angegeben werden können:

img2pdf -o out.pdf -S A5 -b 6mm *.tif --producer "ScanTailor+Tesseract" --title "Gehrman: Erlebnisse/Erinnerungen, 1903" 

Hinweis: Damit das Kommadozeilenprogramm in jedem Verzeichnis ausgeführt werden kann, muss unter Windows der Verzeichnispfad der Anwendung vollständig aufgerufen oder zur PATH-Umgebungsvariablen hinzugefügt werden.

Alternative: Wer statt eines Kommandozeilentools lieber mit grafischer Benutzeroberfläche arbeitet, kann unter Windows die PDFill PDF Tools nutzen, Menüpunkt 9 Convert Images to PDF.

3. pdfsizeopt

Für möglichst kompakte PDFs können mit pdfsizeopt (Windows-Version: https://github.com/pts/pdfsizeopt/releases) nun die in der soeben erzeugte out.pdf eingebetteten Binärbilder weiter optimiert und in der Größe reduziert werden. Das für monochrome Bilder geeignete JBIG2-Kompressionsverfahren ruft man damit folgendermaßen auf:

pdfsizeopt --use-image-optimizer=jbig2 out.pdf opt.pdf

Alternative: Wer eine Adobe Acrobat Pro Lizenz sein eigen nennt, kann mit der PDF-Optimierung bei Auswahl der JBIG2-Komprimierung ähnliche Ergebnisse erzielen, siehe helpx.adobe.com/de/acrobat/using/optimizing-pdfs-acrobat-pro.html.

4. Ghostscript

Nun wird mittels ghostscript aus der gerade erzeugten opt.pdf oder der inhaltsgleichen out.pdf ein Multipage-TIFF erzeugt. Nötig ist dieser Schritt nur, weil die OCR-Software Tesseract kein PDF einlesen kann. Auch die von ScanTailor erzeugten TIFFs können nicht direkt für die OCR verwendet werden. Wegen des individuell festgelegten DIN-Zielformats und der zusätzlichen Seitenränder wäre der OCR-Layer später nicht deckungsgleich zum PDF. Um aus der vorliegenden out.pdf eine mehrseitige schwarz-weiss-TIFF-Datei zu erzeugen, startet man ghostscript auf der Kommandozeile wie folgt:

gswin64 -dSAFER -dBATCH -dNOPAUSE -sDEVICE=tiffg4 -r600 -sOutputFile=out.tif out.pdf

Dass die in die Texterkennung einfließende out.tif größer als die Ausgangs-PDF ist, muss nicht stören. Nach der OCR im nächsten Schritt wird sie ohnehin wieder gelöscht.

5. Tesseract

Unter Windows holt man sich die OCR-Software Tesseract am besten unter github.com/UB-Mannheim/tesseract/wiki. Das Projektteam OCR-BW an der Unibibliothek Mannheim stellt zugleich eigene Tesseract-Modelle zum Download bereit, die deutlich bessere Ergebnisse bei der Texterkennung von Fraktur liefern als die Standardmodelle frk und script/Fraktur. Von OCR-BW empfohlen wird das Modell frak2021_1.069.traineddata. Installieren lässt es sich ganz leicht, indem man die Datei dem entsprechenden Ordner (Standardpfad in Windows: C:\Program Files\Tesseract-OCR\tessdata) zu den übrigen Schrift- bzw. Sprachmodellen hinzufügt. Für leichtere Aufrufe kürzt man den Dateinamen z.B. in frak.traineddata.

Mit folgendem Kommandozeilenaufruf wird die Erzeugung des OCR-Textlayers text.pdf angestoßen, wobei zu Kontrollzwecken gleich noch eine Textdatei text.txt mit dem erkannten Volltext ausgegeben wird:

tesseract out.tif text -l frak -c textonly_pdf=1 pdf txt
6. pdftk

Zu guter Letzt wird nun mit der Funktion multibackground des PDF-Werkzeugs PDFtk Server der OCR-Textlayer text.pdf in die JBIG2-optimierte opt.pdf eingebunden:

pdftk opt.pdf multibackground text.pdf output ocr.pdf


Jetzt muss nur noch ein wenig aufgeräumt werden. Die in ocr.pdf eingeflossenen Zwischenprodukte out.pdf, opt.pdf, out.tif sowie text.pdf können getrost gelöscht werden. Gleiches gilt für die im Endprodukt enthaltenen schwarz-weiß TIFF-Dateien aus der ScanTailor-Bearbeitung im out-Verzeichnis.

Als Beispiel für ein auf diese Weise prozessiertes PDF stehen hier die Erlebnisse aus meiner 15jährigen Dienstzeit im Geschäftsbezirk einer Generalkommission des DVW-Ehrenmitglieds Eduard Gehrmann von 1903 zum Download bereit. Zum Verfasser dieser Lebenserinnerungen informiert der nächste Blogbeitrag.

Die „Mitteilungen der Vereinigung selbständiger in Preußen vereideter Landmesser zu Berlin“

Zu den eher seltenen Vermessungs-Zeitschriften gehören die von 1899 bis 1914 erschienenen Mitteilungen der Vereinigung selbständiger in Preußen vereideter Landmesser zu Berlin. Außer in der aufgelösten ehemaligen DVW-Bibliothek, wo die Jahrgänge 3.1901 bis 15.1913 die Zeiten überdauert haben (Abb. 1), sind auschließlich folgende, jeweils unvollständige Überlieferungen bekannt:

Die einzig und allein in Münster nachgewiesene erste Nummer erschien vor 125 Jahren am 22. März 1899. Laut dem Geleitwort des Vorstands war das neue Verbandsorgan als Bindeglied zur Wahrung und Förderung der gemeinsamen Standesinteressen gedacht. Man verstand sich „als Sprachrohr dessen, was der Landmesser in der Privatpraxis wünscht und empfindet“. Der Umstand, dass die „Mitglieder über die ganze Monarchie zerstreut sind“ und darum nur vereinzelt die Hauptversammlungen besuchen könnten, erfordere zudem, im Vereinsorgan zu den drängenden Vereinsfragen „Fühlung zu nehmen“ und sich „im engen Kreise Gleichinteressirter auszusprechen“. Daher wolle man „keine gelehrten und formelgespickten Abhandlungen bringen“, sondern „in sachlicher, schlichter Form“ hauptsächlich Fragen der praktischen, nutzbringenden Berufsausübung behandeln. Nicht zuletzt solle die Zeitschrift jedem einzelnen Mitglied Gelegenheit bieten, „Klagen und Wünsche … zur Kenntnis der Gesamtheit zu bringen“ und darüber „zum Austausch der Meinungen und Erfahrungen“ anregen.

Mehr als ein Heft ist im ersten Jahrgang zunächst nicht erschienen. Während der als Schatzmeister gewählte Erfurter Landmesser Curt Schade lediglich „i. V.“ als Schriftleiter der ersten Ausgabe fungierte, übernahm in der Folge der Liegnitzer spätere Verbandsvorsitzende Alexander Wollenhaupt das Ruder. Unter seiner Ägide entstanden im Jahr 1900 zunächst vier und 1901 bereits sechs Ausgaben des neuen Mitteilungsblattes im Umfang von jeweils rund 30 Seiten im Oktavformat.

Das Spektrum der behandelten Themen war breit gefächert. Selbstredend standen Standesfragen der selbständigen Landmesser im Mittelpunkt. Es ging um Gebühren, Titel und Ausbildung. Spezielle Fragen der Ausführung von Fortschreibungsvermessungen wurden genauso thematisiert wie beispielsweise die seit Inkrafttreten des BGB diskutierte Teilnahme der Katasterangaben am öffentlichen Glauben des Grundbuchs (Mitt. 1903, S. 46-55). Darüber hinaus fanden sich regelmäßig relevante Erlasse und Verfügungen abgedruckt. Unerlässlich waren zudem aktuelle Informationen über das Verbandsgeschehen.

Als der Schriftleiter Alexander Wollenhaupt 1902 zum Vorsitzenden gewählt wurde, gab er nach zwei Jahren sein Amt an den vereideten Landmesser Hans Hoffmann in Köslin ab, der zugleich Schatzmeister war (Mitt. 1902, S. 19). Äußerlich sichtbar wurde der Wechsel dadurch, dass die Vereinsmitteilungen nicht mehr in lateinischer Antiqua gedruckt wurden, sondern fortan in Fraktur erschienen (Abb. 2, vgl. Antiqua-Fraktur-Streit). Mit der Herstellung blieb aber weiterhin der Verlag Carl Seyffarth in Liegnitz (Legnica) betraut, der zugleich als Geschäftsstelle für die „Erledigung des Inseratenteils der Mitteilungen“ auftrat. Anlässlich des Schriftleiterwechsels beschloss die Mitgliederversammlung ferner eine Aufwandsentschädigung für die Schriftleitung in Höhe von 300 Mark jährlich. Demgegenüber beliefen sich die Kosten für Druck und Versand von jeweils sechs Nummern auf rund 900 Mark jährlich (Mitt. 1903, S. 41).

Für sein Honorar musste der Schriftleiter die Herausgabe der anfangs sechsmal und ab 1904 achtmal jährlich erscheinenden Mitteilungen praktisch im Alleingang bewältigen. In den Sitzungsberichten über die Hauptversammlungen finden sich immer wieder solch symptomatische Sätze wie: „Der Schriftleiter gibt einen kurzen Bericht über seine Tätigkeit und beklagt sich über die mangelnde Mitarbeit der Mitglieder“ (Mitt. 1903, S. 37). Dennoch währte die Ära Hoffman immerhin bis Heft 5/1909 der mittlerweile auf 8 Ausgaben mit insgesamt rund 200 Seiten jährlich angewachsenen Mitteilungen. Erst auf der Hauptversammlung 1909 in Danzig beantragte Hoffmann, „ihn wegen Arbeitsüberlastung von seinen Ämtern zu entbinden“ (Mitt. S. 106).

Daraufhin erklärte sich der in Wittenberge ansässige Richard von Elsner bereit, das Amt zu übernehmen und wurde prompt mit 56 von 57 Stimmen zum neunen Schriftführer und Schriftleiter verpflichtet. Sein erstes Heft kam im August 1909 heraus. Sein letztes aber auch schon im November des Folgejahres. Zuvor erschien in Heft 6 vom 1910 die betrübliche Mitteilung „An unsere Leser!“: „In Folge längerer Krankheit, Krankenpflege und Todesfalls in der Familie war die Schriftleitung nicht im Stande, die fälligen Nummern unserer ‚Mitteilungen‘ rechtzeitig herauszugeben“ (Mitt. S. 131). Kurz darauf zeigte von Elsner dem „Vorstande die Niederlegung seiner Ämter“ an, worauf der Vorsitzende Wollenhaupt zuächst vertretungsweise (Mitt. 8/1910, S. 177) und später dauerhaft die Schriftleitung übernahm.

Als 1911 der Landesverband preußischer Landmesservereine (L.P.L.) geründet wurde, schloss sich auch die Vereinigung selbständiger in Preußen vereideter Landmesser dem neuen Dachverband an. Dies führte dazu, dass sich die Vereinigung dann 1913 auch der neu begründeten Gemeinschaftszeitschrift Der Landmesser anschloss und die eigene Zeitschrift nur noch auf Sparflamme als erheblich reduziertes Mitteilungsblatt von 8 bis 10 Seiten je Heft fortführte (Abb. 3). Nach nichtmal einem Jahr scherte die Vereinigung der selbständigen Landmesser im Streit aus dem Gemeinschaftsprojekt wieder aus und kehrte unter der bewährten Schriftleitung des Vorsitzenden Wollenhaupt wieder zur alten Erscheinungsweise zurück.

Ein lang anhaltendes Leben war dem reaktivierten Verbandsorgan allerdings nicht beschieden. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde das Erscheinen mit Ausbruch des ersten Weltkriegs noch im laufenden 16. Jahrgang eingestellt. Die ausschließlich in der Bibliothek des Instituts für Geodäsie und Geoinformation (IGG) der Universität Bonn vorhandene Ausgabe Nr. 3 vom Juni 1914 (Abb.) ist vermutlich die letzte. Falls weitere Ausgaben erschienen, so haben sie zumindest nicht den Weg in öffentliche Bibliotheken gefunden. Mehr als ein oder zwei Hefte können das aber nicht gewesen sein. Denn der Erste Weltkrieg verhinderte alle weiterreichenden berufsständischen Aktivitäten, da viele Landmesser als sogenannte Einjährig-Freiwillige mit höherem Schulabschluss nach ihrem Wehrdienst Reserveoffiziere geworden waren.

Nachrichten, Berichte und Protokolle des Casseler Geometervereins

Wo wir schon einmal in Kassel sind (s. vorigen Beitrag zu Otto Börsch), gebietet es die Höflichkeit, noch kurz beim altehrwürdigen Casseler Geometer-Verein vorbeizuschauen. Gegründet wurde jener Zweigverein des Deutschen Geometervereins am 10. Februar 1878 (ZfV 1879, S. 302), war allerdings drei Jahrzehnte später schon wieder Geschichte. Wie dem Bericht über die 32. Hauptversammlung zu Cassel am 23. Januar 1909 (ZfV 1909, S. 255 f.) zu entnehmen, wurde damals die Auflösung des Vereins beschlossen. Als Grund wurde „die stets noch zunehmende Interessenlosigkeit“ am Casseler Landmesser-Verein benannt, deren Ursache vornehmlich „in der Bildung der einzelnen Fachvereine zu suchen sei“. Das war drei Jahrzehnte vorher noch ganz anders. Der Berichterstatter Th. Müller schwärmte in der ZfV 1879, S. 303-312 geradezu enthusiastisch, welch rühriges Vereinsleben der neu gegründete Verein entfaltete.

An Druckschriften, die Einblicke in die Vereinsaktivitäten erlauben, weist die Zeitschriftendatenbank (ZDB) ausschließlich und mit bedauerlichen Lücken die Nachrichten aus dem Casseler Geometerverein aus. Und das noch nicht einmal in Kassel! Die Universitäsbibliothek Marburg verwahrt davon unter der Signatur VIII C 116 ml die Hefte 2 und 3 von 1892 sowie 5.1894 – 7.1895. Von den gedruckten Berichten des Vereinsvorstands, wie sie Grundlage des o.g. ZfV-Berichts von 1879 waren, fehlt in den einschlägigen Bibliothekskatalogen jede Spur! Nur die umfassende Bibliographie der wissenschaftlichen Vereine und Gesellschaften im 19. Jh. von Dr. Johannes Müller, Kustos an der Königlichen Bibliothek zu Berlin, listet die frühen Vereinsschriften akribisch auf (S. 116, Nachtrag S. 663). Immerhin finden sich davon im Antiquariatshandel zwei versprengte Relikte in Form des Berichts über die Thätigkeit des Vereins in der Zeit vom Jahre 1880 bis 1881 erstattet in der 4. Hauptversammlung zu Cassel sowie des Protokollarischen Berichts über die IV. Hauptversammlung des Kasseler Geometer-Vereins am 26. Mai 1881. Der Preis von jeweils 60 € für nicht einmal je dreißig Seiten zeigt, um welche Raritäten es sich handelt.

Unikate sind es trotzdem nicht. Im Bestand der ehemaligen DVW-Bibliothek finden sich zunächst die ab Vereinsgründung jährlich erschienenen Bericht[e] über die Thätigkeit des Vereins in der Zeit vom Jahre … bis … erstattet in der … Hauptversammlung zu …, vorliegend für die Jahrgänge 1.1878 – 4.1881, 7.1884 – 8.1885 und 10.1887-13.1890. In einer separaten Serie wurde parallel jeweils das Protocoll über die … Hauptversammlung des Casseler Geometer-Vereins am … veröffentlicht, überliefert in den Jahrgängen 1.1878 – 4.1881 und 6.1885 – 13.1890.

Mit dem XI. Tätigkeitsbericht entwickelten sich Jahresbericht und Protokoll dann langsam aber sicher in Richtung eines Mitteilungsblatts. Dem resümierenden Rückblick auf zehn Jahre Vereinsleben (mit der Klage über die mehr und mehr zurückgehende Bereitschaft, Vorträge auf den Mitgliederversammlungen zu halten), waren das Protokoll über die Hauptversammlung am 14. Juli 1888 an, ferner das „Mitglieder-Verzeichnis pro 1888“ und schließlich noch ein kurzes „Verzeichniss der vom Casseler Geometervereins im Vereinsjahre 1887/88 neu angeschafften Bücher“ als Anlagen beigefügt. Bericht und Protokoll der 14. Hauptversammlung am 9. August 1891 erschienen dann 1892 erstmals als „Nachrichten aus dem Casseler Geometerverein“, ergänzt um den Abdruck einer Rede von Friedrich Wilhelm Dünkelberg im preußischen Abgeordnetenhaus. Hauptinhalte dieses mindestens bis zu Heft 8 1896/97 publizierten Nachrichtenblatts bildeten auch weiterhin die traditionellen Jahresberichte und Protokolle, gelegentlich bereichert um die Veröffentlichung von auf den Vereinsversammlungen gehaltenen Vorträgen, etwa zum kurhessischen Wasserrecht in Heft 2.

Bevor das Nachrichtenblatt etabliert wurde, erschienen einzelne Vortäge als separate Veröffentlichungen des Casseler Geometervereins. Darunter die drei im folgenden abgebildeten Publikationen: Wegnetzlegung verbunden mit wirthschaftlicher Eintheilung in Gebirgs-Waldungen : Vortrag gehalten im Casseler Geometer-Verein am 23. Februar 1878 vom (leider noch vornamenlosen) Feldmesser Bunge, Darstellung einiger Momente, welche im ersten Wirthschaftsjahr nach stattgehabter Verkoppelung zu berücksichtigen sind von Arnold Hüser oder Einschneiden mit graphischer Darstellung der Visierstrahlan nach Bertot von Dr. Paul Wiecke. All diese Kleinschriften sind außer in der ehemaligen DVW-Bibliothek bislang nirgends nachgewiesen und gehen nun mitsamt den übrigen Schriften des Casseler Geometervereins an die Universitätsbibliothek Kassel, Abt. Landesbibliothek. Dubletten von Heft 1 und 4 der Nachrichten erhält die Universitäsbibliothek Marburg zur Vervollständigung ihres Bestands.

Otto Börsch – ein Geodät mit 4 GND-Einträgen

Buchtitel von 1869Will man beim sukzessiven Sichten der gesicherten Bestände einer ausrangierten Bibliothek rare oder unikale Werke aufspüren, kommt man nicht umhin, jedes einzelne Buch in die Hand zu nehmen und mit den einschlägigen Verbundkatalogen zu prüfen, ob und wie selten ein Werk in hiesigen Bibliotheken vorhanden ist. Dabei kommt es dann ab und zu vor, dass sich ein auf den ersten Blick nicht als seltenes Stück anmutendes Buch als ziemliche Seltenheit herausstellt. Solch ein Buch ist die in der ehemaligen DVW-Bibliothek gleich doppelt vorhandene „Anleitung zur Berechnung der rechtwinkligen sphärischen Coordinaten und Dreieckspunkte, sowie der Dreiecksseiten und ihrer Richtungen aus den gegebenen geographischen Breiten und Längen der Dreieckspunkte mit besonderer Berücksichtigung der trigonometrischen Landesaufnahme des vormaligen Kurfürstenthums Hessen als Grundlage für Gemarkungs-, Forst- und dergleichen Vermessungen“ von Dr. Otto Börsch, 1868 im Kasseler Verlag Württenberger erschienen.

Die Suche mit dem Karlsruher Virtuellen Katalog liefert hier nur zwei Katalogeinträge, einmal im K10plus Verbundkatalog und einmal in Harvard. Der Eintrag auf K10plus umfasst ein Exemplar an der Universitätsbibliothek der TU Braunschweig und ein zweites Exemplar an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena. Für die Staatsbibliothek zu Berlin ist ein Kriegsverlust ausgewiesen. Das Exemplar der Harvard University ist auf Hathi Trust bzw. Google Books frei verfügbar; dank Digitalisierung also trotz physischer Seltenheit keine wirkliche Rarität mehr.

Ein Blick in die bibliothekarischen Normdaten zum Autor, für den es bislang keinen Wikipedia-Eintrag o. dgl. gibt, fördert nun gleich vier unterschiedliche Einträge für ein und dieselbe Person zu Tage:

Dass alle vier Normdatensätze wirklich ein und dieselbe Person beschreiben, zeigen die dem Findbucheintrag des Stadtarchivs Kassel (StadtA KS, C 103) zum Nachlass beigegebenen biografischen Angaben:

"Otto Börsch (*05. September 1817 in Marburg; †21. Juli 1890 in Berlin) war Mathematiker und Geodät; Sohn des Professors [Friedrich] August Börsch (*09.04.1781 in Eckartsberga; †20.07.1844 in Kassel) und dessen Frau Wilhelmine, geb. Fay (*06.05.1788 in Altenhaßlau; †28.10.1830 in Marburg); der Vater hatte 1812-15 und 1833-42 eine Professorenstelle am Hanauer Gymnasium inne, so dass Otto Börsch einen Großteil seiner Jugend in Hanau verbrachte; Besuch des Gymnasiums in Hanau; 1838-44 Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften in Marburg (Prof. Dr. Christian Ludwig Gerling hatte hier einen besonderen Einfluss auf ihn); Studienabschluss mit Staatsexamen; Oktober 1844 – März 1845 Praktikant für Mathematik und Naturwissenschaften am Gymnasium Kassel; im März 1845 beurlaubt und später auf eigenen Wunsch entlassen; ab 03. November 1845 als Trigonometer bei der kurhessischen Landesaufnahme in Kassel tätig (bis 01.05.1854); 12.04.1851 Heirat mit Josepha Therese Aloyse, geb. Dittmar; ab 11. Mai 1860 Trigonometer in Gelnhausen; später Dozent für Geodäsie und Elementarmathematik an der höheren Gewerbeschule (Polytechnische Schule) Kassel (bis zum 01.10.1870); ab 1862 war er in Kassel maßgeblich an der von Johann Jacob Baeyer (Berlin) durchgeführten europäischen Gradmessung beteiligt; 1863 wurde er in Marburg mit der Arbeit „Bestimmung der Genauigkeit von Winkel- und Linien-Messungen aus Beobachtungen abgeleitet“ promoviert; 1868 erschien seine Arbeit „Anleitung zur Berechnung der rechtwinkligen sphärischen Coordinaten und Dreieckspunkte (…)“ (Kassel: Württenberger); 1868 erhielt er eine Berufung nach Berlin als Mitglied des preußischen geodätischen Institutes; 1869 erschien „Tafeln für geodätische Berechnungen zwischen den geographischen Breiten von 35° und 71° (…)“ (Kassel: Waisenhaus-Druckerei); ab 1871 an der Gewerbe-Akademie in Berlin tätig; 1873 Ernennung zum Sektionschef am Kgl. Preußischen Geodätischen Instituts."

Der 13 Einheiten umfassende Bestand StadtA KS, C 103, zu dem diese biografische Beschreibung gehört, wurde vom Stadtarchiv Kassel 2018 aus dem Antiquariatshandel erworben. Dabei scheint es sich allerdings nicht um den vollständigen Nachlass gehandelt zu haben. Denn einzelne Otto Börsch zuzuordnende Stücke sind noch im Autographenhandel erhältlich, und zwar ein dreiseitiger Brief vom 30. Juni 1849, mit dem er bei seinem zukünftigen Schwiegervater um die Hand von dessen Tochter Josephine anhielt (Abb.) sowie vier Studientestate von 1839 und 1840, in denen Prof. Christian Ludwig Gerling den Besuch seiner Vorlesungen über über Physik, Analysis, Geometrie, Integralrechnung und Geographie bescheinigt (Abb.).

„Seinem hochvererhrten Lehrer“ Prof. Dr. Gerling hat Otto Börsch schließlich auch seine Dissertation „in Liebe und Dankbarkeit“ gewidmet. Umgekehrt wird Otto Börsch von Carl Reinhertz im Aufsatz über Christian Ludwig Gerling’s geodätische Thätigkeit in der ZfV 1901, S. 4 als bedeutendster geodätischer Schüler Gerlings bezeichnet. Und Zum 150. Todestag von Christian Ludwig Gerling gedenkt Bernhard Heckmann nicht nur jenes bedeutenden Geodäten, sondern zugleich auch dessen Schülers Otto Börsch. Zuletzt ist noch in den DVW-Mitteilungen Hessen-Thüringen Heft 1/2021, S. 22-41 etwas mehr zu Otto Börschs geodätischen Arbeiten zum Anschluss der Grafschaft Schaumburg an „Kurhessens nördliche Triangulationsnetze I. Ordnung“ um 1853 zu erfahren. Börsch wird hier in den Kapiteln 2, 4 und 7 besonders genannt.

Seine eingangs genannte Anleitung zur Koordinatenberechnung von 1868 aus dem Bestand der ehemaligen DVW-Bibiothek geht nunmehr zur Ergänzung des Nachlasses ans Stadtarchiv Kassel, das zweite Exemplar nach Berlin an die Staatsbibliothek zum Ersatz des Kriegsverlusts.

Ex libris Alfred Mellin, Oberleutnant a.D., Landmesser und Kulturingenieur, Entomologe

Exlibris Alfred Mellin Zwei kulturtechnische Bücher aus dem bislang gesichteten Bestand der ehemaligen DVW-Bibliothek zeichnen sich durch ein auffallendes Bucheignerzeichen aus (Abb.). Das Bibliotheksexemplar von Louis Vincents „Die Drainage, deren Theorie und Praxis“ in der zweiten Auflage von 1857 sowie „Der Wiesenbau in seinen landwirtschaftlichen und technischen Grundzügen“ von Friedrich Wilhelm Dünkelberg, 4. Auflage 1907, weisen mit dem im Innendeckel angebrachten künstlerischen Exlibris den Hirschberger Landmesser und Kulturingenieur Alfred Mellin als Vorbesitzer aus.

Dass sich jener Alfred Mellin neben seinem Beruf noch als eifriger Insektenfreund betätigte und 1905 dem Verein für schlesische Insektenkunde beitrat (Zeitschrift für Entomologie 1906, S. 57), ist es zu verdanken, dass wir über das Leben des Bücherfreunds informiert sind. Zunächst erscheint er dort in den Mitgliederverzeichnissen: als „Mellin, Oberleutnant a. D., vereid. Landmesser und Kultur- Ingenieur in Hirschberg i . Schles . , Bergstr. 3. Lep . Orth.“ Die Abkürzungen stehen dabei für seine entomologischen Spezialgebiete der Lepidopterologie (Schmetterlingskunde) sowie Orthopterologie (Heuschreckenkunde). Wesentliche Quelle für die Kenntnis seiner weiteren Biografie ist dann folgender Nachruf im Jahresheft des Vereins für Schlesische Insektenkunde zu Breslau von 1920, S. 23 f.:

   Am 25. April 1920 verschied zu Hirschberg i/Schl. der Oberleutnant a. D. Alfred Mellin. Ein Nervenleiden, das er sich durch einen Absturz von einer Leiter zugezogen, war die Veranlassung seines frühzeitigen Todes.
   Geboren am 1. Juni 1859 zu Posen, verließ er in Berlin, nach welchem Orte sein Vater als Regierungs- und Baurat und Mitglied der Kgl. Direktion der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn berufen war, das Kgl. Wilhelms-Gymnasium 1879 mit der Reife für Prima. Er wandte sich der Offiziers-Laufbahn zu, wurde 1881 Sekondeleutnant und 1890 Premierleutnant. Infolge eines Gehörleidens nahm er 1891 seinen Abschied und erwählte als neuen Beruf die Landmesserlaufbahn. Oktober 1892 ließ er sich an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin immatrikulieren und besuchte die geodätischen und kulturtechnischen Vorlesungen. Im Herbste 1896 machte er die umfassende Prüfung in Kulturtechnik. Das Landmesserexamen bestand er im April 1899 und war von diesem Zeitpunkt ab in Hirschberg tätig, wo er ein eigenes Grundstück erworben hatte. Nach angestrengter Berufstätigkeit fand er im stillen und glücklichen Heim, das ihm seine überaus fürsorgliche Gattin bereitete, Erholung, wobei er sich dem Studium der Natur, namentlich der Entomologie, widmete. Ein Nervenleiden veranlaßte ihn, seine Berufstätigkeit ganz einzustellen und sich von der Allgemeinheit zurückzuziehen. Inmitten seiner umfangreichen Bücherei fand er Zerstreuung, bis er am 25. April 1920 im Alter von 60 Jahren sanft verschied. Am 15. Februar 1905 war er Mitbegründer der Entomologischen Vereinigung für das Riesengebirge, an deren Aufblühen und Förderung er als Kassenführer regen Anteil nahm. In den Versammlungen, die er ständig besuchte, erwarb er sich, infolge seines hochedlen Charakters, die Liebe aller Vereinsgenossen. Wer ihn gekannt, weiß, was er in ihm verloren hat. In dem Jahre 1905 trat er in den Verein für schlesische Insektenkunde ein, dem er als Mitglied bis zu seinem Tode angehörte.
   Die Lücke, die der Tod mit dem Hinscheiden dieses edlen Mannes in den Kreis der Entomologen des Riesengebirges gerissen hat, ist sehr schmerzlich, und ich werde als treuer Freund der Stunden oft und gern gedenken, die mir vergönnt waren, mit ihm vereint in den heimatlichen Bergen verleben zu dürfen.
H. Marschner

Was die im Nachruf anklingenden Familienverhältnisse betrifft, so handelte es sich bei dem als Direktoriumsmitglied der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn genannten Vater um den Regierungs- und Baurat Rudolph Albert Franz Mellin (1825–1895). Dessen Vater wiederum, also der Großvater unseres Alfred Mellin, war der Generalbaudirektor Friedrich Albert Immanuel Mellin, der seine steile Karriere als preußischer Baubeamter einst als Feldmesser begonnen hatte. Alfred Mellins Berufswahl nach dem Abschied aus dem Militär kam also nicht von ungefähr.

Bezüglich des Zeitpunkts der Landmesseprüfung, die Mellin dazu befähigte, als selbständiger vereideter Landmesser tätig zu werden, dürfte sich sein Vereinsfreund Hugo Marschner allerdings um ein Jahr vertan haben. Denn die Zeitschrift für Vermessungswesen, in der regelmäßige die erfolgreich bestandenen Prüfungen bekannt gemacht wurden, weist Mellin, Alfred, Posen erst zur Landmesseprüfung im Frühjahr 1900 aus (ZfV 1900, S. 339). Erst danach dürfte er sich in Hirschberg niedergelassen haben. Das Hirschberger Adressbuch von 1902 kennt ihn unter der Adresse Franzstraße 5 zunächst nur als Oberleutnant a.D. In der Ausgabe 1904 (und den Folgejahren) ist er dann wie folgt verzeichnet: Mellin, Alfred, Oberleutnant a. D., vereideter Landmesser und Kultur-Ingenieur, Bergstraße 3. Als Landmesser erscheint Mellin dann auch im Mitgliederverzeichnis des Deutschen Geometervereins von 1911. Darüber hinaus hat sich Mellin der St.-Johannis-Loge „Zur heissen Quelle“ i. Or. Hirschberg angeschlossen und fungierte hier laut Verzeichnis der Mitglieder des Vereins deutscher Freimaurer Ende 1909 als Schatzmeister. Schließlich muss sich Alfred Mellin auch noch im Riesengebirgsverein engagiert haben, wo er 1913 im Zusammenhang mit dem Neubau des Museums des Riesengebirgsvereins an der Seite des Vereinsvorsitzenden Dr. Hugo Seydel genannt wird (Minerva-Jahrbuch 23, S. 611).

Mitgliederverzeichnisse des Deutschen Geometervereins

Wie jede ordentliche Vereinsbibliothek hat die DVW-Bibliothek natürlich auch die unregelmäßig im Druck erschienenen Mitgliederverzeichnisse gesammelt und bewahrt. In der Sammlung vorhanden sind bzw. waren:

  • Mitglieder-Verzeichniss des deutschen Geometer-Vereins nach dem Stande vom 31. Januar 1878
  • Mitglieder-Verzeichniß des Deutschen Geometervereins im Jahre 1881 (Abb. 1)
  • Mitglieder-Verzeichniss des Deutschen Geometervereins im Jahre 1889
  • Mitglieder-Verzeichniss des Deutschen Geometervereins im Jahre 1893
  • Mitglieder-Verzeichniß des Deutschen Geometervereins im Jahre 1896 (Abb. 2)
  • Mitglieder-Verzeichnis des Deutschen Geometer-Vereins 1911

Die Vereinsmitglieder erhielten die Verzeichnisse jeweils vom Vorstand zugeschickt, verbunden mit der Bitte, „etwa gefundene Fehler in demselben dem Vereins-Kassirer … gefälligst zur Kenntnis bringen zu wollen.“ Ein entsprechendes Anschreiben (Abb. 3) fand sich eingelegt im Mitglieder-Verzeichnis vom Jahre 1893 im Bestand der ehemalige DVW-Bibliothek.

Angesichts der beachtlichem Mitgliederzahl und der entsprechenden Auflage sollte man meinen, dass sämtliche Verzeichnisse auch auf irgendwelchen Wegen an öffentliche Bibliotheken gelangt sind. Erstaunlicherweise trifft dies nicht für alle Jahrgänge zu. So ist das Mitgliederverzeichnis von 1896 an keiner einzigen weiteren Bibliothek nachweisbar. Das Verzeichnis von 1881 ist neben der DVW-Bibliothek zumindest noch in einem weiteren Exemplar in der Staatsbibliothek zu Berlin überliefert. Hingegen sind die Ausgaben von 1878, 1889, 1893 und 1911 (aus dem Vorbesitz des Vermessungsamts der Hansestadt Hamburg) sogar digitalisiert verfügbar (resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN1754794548). Letzteres trifft für das allererste Mitgliederverzeichnis ebenso zu, das allerdings nicht separat, sondern in zwei Teilen als Beilage B und Beilage C zur Zeitschrift für Vermessungswesen 1872 erschienen ist und mit dieser digitalisiert wurde. Zudem liegt das Mitgliederverzeichnis von 1884 als unmittelbarer Bestandteil der ZfV (S. 341-372) digitalisiert vor.

Neben der Mitgliederentwicklung gewähren die Verzeichnisse einen guten Überblick über die zahlreichen Zweigvereine des Deutschen Geometer-Vereins. Das Mitglieder-Verzeichnis des Deutschen Geometer-Vereins 1911 enthält auf den Seiten 3 und 4 folgende Übersicht mit 27 Einträgen, jeweils mit Mitgliedsnummer im Deutschen Geometer-Verein:

Leihverkehr der ehemaligen DVW-Bibliothek

Die zunehmende digitale Verfügbarkeit neuerer Fachliteratur einerseits und das nachlassende Interesse an älterer bzw. historischer geodätischer Fachliteratur andererseits führten dazu, dass die ehemalige DVW-Bibliothek zuletzt nur noch ein Schattendasein führte. Dies lag nicht zuletzt daran, dass eine zeitgemäße elektronische und im Internet verfügbare Katalogpräsentation fehlte. Ohne Online-Katalog war die Bibliothek zwangsläufig von ihren potentiellen Nutzern abgeschnitten und zum Dornröschenschlaf verdammt.

Das war früher anders. Auf den Katalog und damit die Sichtbarkeit der DVW-Bibliothek wurde größter Wert gelegt. Wie schon berichtet, erschien der erste gedruckte Katalog bereits 1874 als Beilage zur Zeitschrift für Vermessungswesen (s.u. Abb. 1). Darüber hinaus informierte die Zeitschrift für Vermessungswesen regelmäßig über Neuzugänge der Vereinsbibliothek. 1889 folgte dann (laut DVW-Index 1977, S. 60, s.u. Abb. 2) das erste umfassendere Bücherverzeichnis im Druck.

Mit erheblichem Mitteleinsatz aus dem Vereinsvermögen konnte dann 1962 ein Katalog vorgelegt werden, der nach kriegsbedingten Verlusten bereits wieder 4.700 Veröffentlichungen aufwies. Laut der im DVW-Index 1977 (S. 48) dargestellten Entwicklung des Vereinshaushalts wurden insbesondere für Katalog mit Nachträgen von 1953 bis 1961 Ausgaben in Höhe von 10.498,25 D-Mark zugunsten der DVW-Bibliothek getätigt. Nachdem die Bibliothek infolge wachsender Ausgaben im Jahr 1960 schließlich eine eigene Haushaltsposition erhielt, schlug bis zum Jahr 1976 die enorme Summe von 35.603,26 D-Mark für die Bibliothek zu Buche, einschließlich Buchbindekosten für den Zeitschriftenaustausch. Entsprechend wuchs der Bibliothekbestand. Beim ersten Katalognachtrag Ende 1964 umfasste er rund 6100 Veröffentlichungen, beim zweiten Nachtrag im 1967 dann schon 6800. 1971 erschien dann die zweite Ausgabe des Katalogs, der bereits 7878 Veröffentlichungen, darunter allein 715 aus dem Nachlass des DVW-Ehrenvorsitzenden Egbert Habert enthielt. Von diesem Katalog (Ringordner mit XXXI+410 Schreibmaschinenseiten) wurden 180 Stück an alle DVW-Landesvereine und Bezirksgruppen verteilt und auf diese Weise den Mitgliedern zugänglich gemacht.

Dazu traf Abschnitt 4.11 (Bibliothek, Archiv, Iventar) der Geschäftsordnung des DVW (Stand 1. Januar 1976) eingehende Bestimmungen:

  1. Die DVW-Bibliothek kann einem Geodätischen Institut einer deutschen Wissenschaftlichen Hochschule angegliedert werden, bleibt jedoch Eigentum des DVW. Jedem DVW-Mitglied steht die Bibliothek nach der Leihordnung in der Anlage 6.8 zur Verfügung.
  2. Behörden, Institute, Gesellschaften sowie außerhalb des DVW stehende Personen können die DVW-Bibliothek ebenfalls in Anspruch nehmen; DVW-Mitglieder haben jedoch stets den Vorrang.
  3. Der DVW gibt den "Katalog für die DVW-Bibliothek" heraus und veröffentlicht Nachträge für größere Zeiträume. Dieser Katalog ist allen Vorstandsrats- und Beirats-Mitgliedern, der Geschäftsstelle sowie den Landesvereinen zur Verfügung zu stellen. Er kann wissenschaftlichen Forschungs- und Lehrstätten überlassen werden. Die Entscheidung trifft der DVW-Vorsitzende im Benehmen mit dem Sachwalter für die DVW-Bibliothek.

Die der Geschäftsordnung Anlage 6.8 beigefügte Leihordnung hatte folgenden Wortlaut:

  1. Der DVW richtete bereits bei seiner Gründung als Deutscher Geometer-Verein (D.G.V.) e.V. am 16. Dezember 1871 in Coburg eine Vereinsbibliothek ein, die heutige "DVW-Bibliothek". Sie befindet sich z.Z. beim Institut für Geodäsie und Photogrammetrie an der Technischen Universität Berlin.
  2. Anträge auf Ausleihe von Büchern, Fachzeitschriften usw. sind grundsätzlich mit Angabe des Verfassers und Titels des gewünschten Werkes, möglichst mit der DVW-Katalogsbezeichnung an die DVW-Bibliothek der TU, Institut für Geodäsie und Photogrammetrie, Sekr. 12, in 1000 Berlin 12, Straße des 17. Juni 135, zu richten.
  3. In dem Schreiben ist außer dem Vor- und Zunamen sowie der genauen Anschrift des Antragstellers anzugeben, welchem DVW-Landesverein der Entleiher als Mitglied angehört.
  4. Ist das gewünschte Werk, Periodika, Fachzeitschrift usw. vorhanden, so wird es dem Antragsteller unter "Einschreiben" übersandt. Die Portoauslagen sind in Briefmarken zu erstatten; Studenten sind davon befreit. Ebenso ist das ausgeliehene Werk auch wieder unter "Einschreiben" zurückzusenden.
  5. Die allgemeine Leihfrist beträgt einen Monat. Verlängerungen der Leihfrist sind nur möglich, wenn keine weiteren Anträge auf Ausleihe des Werkes vorliegen. Bei nicht rechtzeitiger Rückgabe wird kostenpflichtig gemahnt.
  6. Nicht gebundene Einzelhefte von Zeitschriften werden nicht ausgeliehen. Auf Wunsch werden Photokopien einzelner Aufsätze gegen Erstattung der Unkosten übersandt.
  7. Für Verluste oder Beschädigungen haftet der Entleiher.
  8. An Antragsteller in Berlin werden Bücher nur im Institut für Geodäsie und Photogrammetrie der TU Berlin ausgeliehen. Termine sind vorher fernmündlich zu vereinbaren (Ruf 3 14 22 41 oder 314 3315).

Prof. Otto Hirsch, aus: ZfV 2005, S. 130Das auch in der Satzung (Stand 8. Dezember 1976) als Mitglied des DVW-Beirats verankerte Amt des „Sachwalters der DVW-Bibliothek“ hatte seit den 70-er Jahren bis zur Verlagerung der Bibliothek nach Leipzig im Jahr 1995 Prof. Dr.-Ing. Otto Hirsch (1928-2005) inne. Am 11. Mai 1928 in Hermannsburg (Kreis Celle) geboren, hatte Hirsch von 1938 Oberschulen in Potsdam, Belzig und Jüterbog besucht und nach einer Praktikumszeit in einem Vermessungsbüro in Belzig von 1949 bis 1951 Vermessungswesen an der heutigen Berliner Hochschule für Technik studiert. Es folgte ein Diplomstudium an der TU Berlin, an das sich 1956 eine Assistententätigkeit am Lehrstuhl Geodäsie und Landesvermessung (Prof. Fritz Hunger) anschloss. Ab 1961 war Hirsch dann wissenschaftlicher Leiter bei den Askania-Werken, kehrte aber bereits 1965 an die TU Berlin zurück, wo er als Oberingenieur 1970 mit einer Arbeit über die Temperaturabhängigkeit der Ziellinie von Universalinstrumenten promoviert wurde. Ohne habilitiert zu haben, wurde Otto Hirsch daraufhin 1971 zum Professor für das Fachgebiet Satellitengeodäsie, geodätische Astronomie und Messtechnik ernannt. Neben seiner Professur und über die 1993 erfolgte Pensionierung hinaus übernahm Otto Hirsch die ehrenamtliche Leitung der seinerzeit an der TU Berlin angesiedelten DVW-Bibliothek.

Aus der Geodätischen Sammlung der Technischen Hochschule Danzig

Obwohl die technische Hochschule Danzig – heute Politechnika Gdańska – überhaupt erst 1904 eröffnet wurde, ist ihr Lehrstuhl für Geodäsie der Älteste in Polen. Ursprünglich war er der Abteilung für Bauingenieurwesen angegeliedert, heute gehört er zur Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwesen. In der polnischprachigen Wikipedia hat der Lehrstuhl einen Eintrag (Katedra Geodezji Politechniki Gdańskiej), in dem auch dessen Historie thematisiert wird. Demnach hatten die Geodäsie-Professur nacheinander inne: Otto Eggert von 1904 bis 1921, Wilhelm Lührs von 1921 bis 1937 und Ulrich Graf von 1938 bis 1945. Einer fehlt noch in dieser illustren Schar. Nach der Fortberufung von Prof. Eggert hatte Erich Brennecke vertretungsweise den Lehrstuhl verwaltet.

Buchstempel Königliche Technische Hochschule * DANZIG * Geodätische SammlungAm Lehrstuhl existierte seinerzeit eine Lehrmittelsammlung, zu der, wie untenstehende Abbildung von 1930 zeigt, auch eine kleine Bibliothek gehörte. Aus dieser Büchersammlung nun ist ein Einzelband auf verschlungenen Pfaden in die DVW-Bibliothek gelangt. Der 1905 erschienene Band aus der Reihe Höhen über N.N. von Festpunkten und Pegeln an Wasserstrassen (Digitalisat bei der TIB) trägt den Stempel Königliche Technische Hochschule * DANZIG * Geodätische Sammlung. Der Schriftzug „Königliche“ weist den Stempel trotz der modernen Anmutung in die Zeit vor 1919. Das Buch muss also definitiv bereits unter Prof. Otto Eggert in den Danziger Bestand gelangt sein, als die Hochschule noch königlich war. Durch weiteren Besitzstempel ist der 1906 verstorbene Geodäsieprofessor Carl Reinhertz als Vorbesitzer vermerkt.

Nun kehrt das Buch wieder zurück nach Danzig, an die Biblioteka Politechniki Gdańskiej. Hier besteht an der Hochschulbibliothek seit Mitte der 1980er Jahre eine historische Abteilung einschließlich Museumssammlung, die darum bemüht ist, materielle Spuren der Technischen Universität Danzig von der Gründung 1904 bis heute zu erwerben, zu sammeln, zu bewahren und zu entwickeln. Mit auf die Reise geht neben zwei Danziger Dissertationsschriften noch die 1951 vom ehemaligen Danziger Professor für Geodäsie und Geometrie Ulrich Graf 1951 bei Perthes in Gotha veröffentlichte Mathematik für Kartographen, die letztlich auf dessen Vorlesungen in Danzig zurückgeht.

Ersatz eines in der Anna-Amalia-Bibliothek verbrannten Weimarer Buchs über Grundstückszusammenlegungen von 1873

Der seit gestern verfügbare fünfteilige Podcast Bücher in Asche. Der Brand in der Anna Amalia Bibliothek erinnert dieser Tage an den  größten Bibliotheksbrand der deutschen Nachkriegsgeschichte vor ziemlich genau 20 Jahren, bei dem am 2. September 2004 in Weimar 50.000 Bücher verbrannten. Bis heute bittet die Bibliothek um Mithilfe bei der Identifizierung von aus dem Brandschutt geborgenen Aschebüchern und Aschebuchfragmenten, immer wieder flankiert von Aufrufen des Bibliotheksdirektors @DirektorHAAB. Das BuB Magazin hat dazu vor Kurzem ausführlich berichtet.

Bibliotheksdirektor Dr. Reinhard Laube betrachtet im Rückblick nach 20 Jahren den Bibliotheksbrand als Geschichtszeichen: „Die Fragilität der kulturellen Überlieferung wird sichtbar und zur Frage von Rettung und Gestaltung in einem Akt der gesellschaftlichen Übernahme von Verantwortung. Kulturelle Überlieferung wird eben nicht einfach aufbewahrt, sie ist eine Entscheidung der Gegenwart und Frage der Gestaltung.“

Wo ein solches Bewusstsein verloren geht und keiner mehr so recht Verantwortung übernehmen will, kann es gerade bei kleinen Einrichtungen wie der ehemaligen DVW-Bibliothek ganz schnell dahin sein mit der kulturellen Überlieferung. Hier war es so, dass der DVW seine in 120 Jahren Sammeltätigkeit gehegte und gepflegte Vereinsbibliothek 1995 zunächst als Dauerleihgabe dem heutigen Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) übertragen hat. Aus den Augen aus dem Sinn ging die Bindung des Vereins an seine Bibliothek verloren. Auskunfts- und Benutzungswünsche durch Vereinsmitglieder tendierten gen Null, so dass man schließlich 2005 die Bestände ganz dem BKG übertrug. Damit war letztlich das Schicksal der Büchersammlung besiegelt. Ohne die bisherige Verankerung im Verein war die schwach genutzte Bibliothek ohne Perspektive. Es war nur eine Frage der Zeit, dass das BKG, das als geodätisch-kartographische Fachbehörde ohne entsprechenden Sammlungs- und Erhaltungsauftrag ganz andere Aufgaben hat, als historische Vereinsbibliotheken zu bewahren, die ihm aufgedrängte Last dem Schenker zurückübertragen wollte. Doch der hat dankend abgewunken. Kein Interesse am eigenen Cultural Heritage und kein Mut, die schlummernden Ressourcen wieder ins Bewusstsein zurückzuholen.

BuchtitelImmerhin konnten durch private Initiative Teilbestände der ehemaligen DVW-Bibliothek gerettet werden, vorwiegend ältere und seltene Sachen. Darunter auch einige jener 40 Titel, die dem Deutschen Geometerverein 1873 als Grundstock der neu errichteten Bibliothek vermacht worden waren. Dazu gehört das im Beitrag Die Anfänge der Bibliothek des Deutschen Geometer-Vereins im Jahr 1873 schon erwähnte Buch Über Ablösung grundherrlicher Rechte und die Zusammenlegung der Grundstücke (Separation, Consolidation, Commassation) mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse im Grossherzogthum Sachsen-Weimar : nebst 2 Karten über die Zusammenlegung der Grundstücke in der Flur Hochstedt : herausgegeben von M. Gau, grossherzoglich weimarischer Special-Kommissar, Weimar 1873.

Hier schließt sich nun der Kreis. Im Online-Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar ist das Werk nämlich mit dem Status Verlust / ausgesondert versehen, ergänzt um die Anmerkung: Verlust bei Bibliotheksbrand 2004, Fragment wird nicht restauriert. Grund genug, das Exemplar aus der ehemaligen DVW-Bibliothek nach Weimar zu geben!

Über den Verfasser M. Gau, der trotz obiger Veröffentlichung bislang keinen GND-Eintrag spendiert bekommen hat, lässt sich nicht viel Biographisches herausfinden. Im Staatshandbuch für das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach von 1869, S. 87 erscheint Max Gau als Ökonomischer Spezialkommissar im Geschäftskreis der 1848 eingerichteten General-Kommission für Ablösung grundherrlicher Rechte zunächst in Weimar. Die Staatshandbücher von 1880, S. 183 und 1885, S. 164 weisen ihn dann unter den Behörden für Ablösungs- und Grundstückszusammelegungssachen als Oekonomiekommissar in Eisenach aus. 1883 fungierte Gau als Vorsitzender des geschäftsführenden Ausschusses des Comités für das Eisenbahnprojekt Eisenach-Eschwege und ist damit mutmaßlicher Verfasser einer diesbezüglichen Denkschrift. 1889 trat er in den Schriften des Vereins für Socialpolitik, Band 40 noch mit einem Aufsatz über Die Hausindustrie im Eisenacher Oberland des Großherzogtums Sachsen hervor.

Der 1873 an der Kartenbeilage (s.u.) beteiligte Geometer O. Ingber findet in den Staatshandbüchern jeweils an gleicher Stelle als Otto Friedrich Eugen Ingber bzw. Otto Ingber Erwähnung. Als Eugen Ingber lässt er sich zudem im Mitgliederverzeichnis des Deutschen Geometervereins von 1881 nachweisen. Die Anna Amalia Bibliothek verfügt bereits über einen 1867 von ihm kopierten Plan der Situation zur Projectirung neuer Anlagen bei dem Bade Berka, in dem er als Großherzogl. S. Geometer erscheint. Eine 1882 von Ingber gezeichnete topografische Karte der Umgebung von Berka a. I. befindet sich in der Sammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt.